Herren 1 bezwingt Regionalmeister Entlebuch zum Saisonabschluss

Veröffentlicht am 03. April 2023

Die Urner Volleyballer haben sich mit einem ärgerlichen Patzer auswärts gegen Luzern selber um die mögliche Finalissima im Entlebuch gebracht. So war vor dem Spiel klar, dass die Bürgler mit einem Vollerfolg nur noch auf zwei Punkte an den Titelverteidiger herankommen könnten.

Die Motivation, den Luzernern beim letzten Spiel aber noch eine Niederlage zuzufügen und die Meister-Suppe zumindest noch leicht zu versalzen war natürlich gross. Gross war auch die Aufgabe für die Bürgler. Mit Valentin Schuler, Christoph Henny, Julian Schärer und Andrin Baltermi fehlten nebst den Langzeitverletzten Ramon Gisler und Marco Wipfli gleich vier Spieler. Vor allem auf der sonst so zahlreich besetzten Aussenangriffs-Position blieb gerade einmal Jan Beltrametti als Auswechselspieler übrig. Und dieser war nach seinem Einsatz im Militär auch erst seit eineinhalb Wochen wieder im Training.

Nichtsdestotrotz liebäugelte Spielertrainer Michi Trutmann natürlich mit einem Auswärtssieg, wollte aber in erster Linie, dass man das Spiel geniesse. «Wir haben gegen Entlebuch immer hart umkämpfte Spiele und es macht immer sehr viel Spass, gegen Sie zu spielen.» Und da man nichts mehr zu verlieren habe, können man frisch von der Leber spielen.

Wie bereits am Donnerstag zuvor legten die Urner einen Blitzstart hin. Sie servierten äusserst druckvoll und positionierten den eigenen Block haargenau. Auch beim eigenen Side-out Spiel vermochte man zu überzeugen. Dank präzisen Annahmen konnte Zuspieler Niels Hansen seine Angreifer variantenreich einsetzen und auch diverse Angriffe im ersten Tempo – also Angriffe über die Mitte-Position – erfolgreich abschliessen. Zum Erstaunen der Heimfans zog der neu (und alt) gebackene Regionalmeister Entlebuch im Startsatz klar den kürzen. Bürglen holte sich den Satz in souveräner Manier mit 21:25.

Auch im zweiten Satz ging es mit dem Bürgler Tempo-Volleyball weiter. Entlebuch musste seine Time-outs bereits früh einsetzen (2:6, 7:13). Erst gegen Satzende schafften die Luzerner eine nennenswerte Serie vom 16:22 zum 16:21. Die Hoffnung keimte kurz auf, ehe Bürglen den Sack doch noch zumachte und den Satz mit 25:22 für sich entschied.

Den Zuschauern ist aber nicht entgangen, dass sich Entlebuch je länger desto besser auf das Bürgler Angriffsspiel eingestellt hatte. Für den Bürgler Top-Scorer Matteo bedeutete dies konkret, dass er meistens einen Doppelblock vor sich stehen hatte, an welchem es deutlich schwieriger ist, vorbeizukommen. Der dritte Satz gestaltete sich dadurch zum Spiegelbild des vorherigen Satzes. Bei beiden Bürgler Time-outs lag Entlebuch im Vordertreffen (5:9, 8:15) und am Schluss wurde es doch noch spannend, als Bürglen vom 22:14 bis zum 22:19 aufholte. Mit demselben Schluss-Score von 22:25 war das Spiegelbild somit komplett und Entlebuch schloss zum 1:2 auf.

Die Regionalmeister hatten nun Lunte gerochen und die Bürgler machten sich mit Eigenfehlern das Leben schwer. Beim Stand von 10:17 entschied sich Spielertrainer Trutmann für einen Zuspieler-Wechsel. Fabio Ziegler kam für den service-starken Captain Niels Hansen und sollte frische Impulse ins Urner Spiel bringen. Dies gestaltete sich aber aufgrund unpräziser Annahmen vorerst noch schwierig. Die Hypothek war für die Urner zu diesem Zeitpunkt bereits zu gross, aber sie holten entsprechend Anlauf für das Tie-Break.

Nervenkrimi im Tie-Break

Dieses hatte es in sich und die beiden Teams zeigten nochmals eindrücklich, wieso sie die beiden Spitzenplätze in der Liga unter sich ausmachten. Die beiden Teams lieferten sich zu Beginn ein Kopf-an-Kopf Rennen, was auch der Spielstand beim Seitenwechsel verdeutlicht (7:8). Danach konnten die Bürgler während dem Service von Zuspieler Fabio Ziegler einen entscheidenden Vorsprung einfahren. Sie zogen vom 7:8 zum 13:8 an den Luzernern vorbei und begaben sich just auf die Zielgerade und zu einem ersten Matchball (14: 12). Entlebuch mobilisierte nochmals alle Kräfte und schaffte es tatsächlich, die Bürgler abzufangen und kam seinerseits zu einem ersten Matchball (15:14). Diesen konnten die Bürgler in extremis abwehren. Was der Bürgler Fabian Bieri dann zeigte, war der wohl nervenstärkste Ball der Saison. Nach einem schwierigen Pass packte er seinen «Signature-Move» aus, einen kurzen Shot-Ball, welcher für die Luzerner unerreichbar blieb und den Urnern einen zweiten Matchball bescherte. Nachdem Claudio Wipfli den Spielzug mit einem Service eröffnete, drückte sein Gegenüber auf der Mitte-Position Kevin Imhof den Ball mit einem dunklen Block zu Boden. Der anschliessende Bürgler Jubel fiel entsprechend ausgelassen aus und die Entlebucher zeigten sich als faire Verlierer. So konnten sich zum Schluss beide Teams gratulieren, die Bürgler den Entlebuchern zum Titel und umgekehrt die Entlebucher den Bürglern zum Sieg.

Spielertrainer Michi Trutmann brauchte einen Moment, um die ganzen Emotionen, die sich während dem Match aufgestaut hatten, einzuordnen und in Worte zu fassen: «Mit dem Sieg gegen Regionalmeister Entlebuch konnten wir zeigen, welchen Wert wir als Team besitzen und eine grossartige Saison erfolgreich abzuschliessen.» Er sei mit den individuellen Fortschritten der Spieler sowie der gesamten Leistung in dieser Saison sehr zufrieden und freue sich bereits jetzt auf den Saisonstart.

Danach richtete er seinen Dank an die Fans: «Ich möchte es nicht verpassen, mich an dieser Stelle auch herzlich bei den zahlreichen tollen Heimfans in der Sporthalle Bürglen zu bedanken. Sie zaubern uns bei jedem Heimspiel eine fantastische Atmosphäre in die Halle, die man in der Zentralschweiz kein zweites Mal findet. Vielen herzlichen Dank!»

Bis es soweit ist, werden wieder einige Schweisstropfen vergossen und man darf gespannt sein, welches Kader die Bürgler zum Saisonstart präsentieren werden. Bereits gegen Saisonende konnte man im Training erheblich aufstocken. Nebst dem 28-jährigen Philipp, welcher von Deutschland nach Sisikon gezogen ist, schnuppern auch einige Talente an der Herren 1 Luft. Die gemeinsame Zusammenarbeit der Urner Volleyballvereine trägt Früchte und fünf Spieler von Jungs Volley Üri U18 wirken abwechselnd beim Training mit. Dass die Jungs bereits ordentlich Punsh haben, zeigt die Tatsache, dass Ihnen bei U15 Turnieren gar ein Verbot, hart anzugreifen, auferlegt wurde. Die Urner Volleyballfans dürfen sich somit bereits jetzt auf eine spannende Saison 23-24 freuen. 

Bericht: Fabio Ziegler